Texte zu Annerose
Schulze
Kontinuierlich gewachsene Form als Ausdruck innerer Haltung - das
wäre die sachlich nüchterne Bezeichnung des künstlerischen Weges von Annerose
Schulze. Aber da ist etwas in ihrer Kunst, das aus der Tiefe des Unbewußten
steigt und gar nicht sachlich nüchtern ist, etwas, das schon in frühen
Jahren mit elementarer Kraft die Rhythmen und Strukturen der textilen
Bilder und Objekte prägt. Dieses Elementare hat seine Wurzeln in ihrer
Wesensart, die Natur und die technische Welt in ihrer unendlichen Vielfalt
anzunehmen, zu erfassen, sich reizen zu lassen vom Geheimnis ihrer Gesetze,
in die der Mensch als Subjekt und als Objekt eingebunden ist. Aber sie
hat auch die seltene Fähigkeit, bewußt Prioritäten zu setzen zwischen
Gefühl und Verstand, Intuition und Kalkül. Diese Polarität ist das Spannungsfeld,
in dem Annerose Schulze ihre Formsprache und ihr geistiges Anliegen entwickelt.
Regina Niemann, 1998