Texte zu Karl-Heinz
Adler
Karl-Heinz Adler ist der "Nestor der konkreten Kunst in Ostdeutschland". Seine
ersten konstruktiv konkreten Collagewerkgruppen entstehen 1957. Mittels des
Prinzips der Schichtung gleicher geometrischer Elemente schafft Adler in Serien
dynamisch räumliche Gebilde.
Die zweidimensionalen Formationen überträgt der Künstler um 1960 ins Dreidimensionale.
Anstelle des illusionistischen Gebildes tritt jetzt durch Schichtung serieller
geometrischer Elemente aus Glas, Holz und Metall in den konkreten Raum das
Objekt, welches mit dem Betrachter in einen direkten, d.h. realen Dialog tritt.
Dazu Dieter Honisch: " ... eine völlig unbeeinflußte Selbstanalyse und eigene
Standortbestimmung."
Diese frühen Werkgruppen wie auch die nachfolgenden, in denen immer wieder
neue Ideen zum Tragen kommen, unterliegen einem konzeptionellen Vorgehen.
Mit den Werkgnuppen der "Seriellen Lineaturen", die auf erste Untersuchungen
aus den Jahren 1968/69 zurückgehen, erhält Adler im Laufe der 80er Jahre durch
Ausstellungen im In- und Ausland sowie durch Preise intemationale Bedeutung.
Seit den 90er Jahren wendet sich Adler neben Objekten und Installationen vorwiegend
der Malerei zu. "Es geht ein Geist um in diesen neuen Bildern, diesen Farbschichtungen,
der auch die seriellen Lineaturen bewegt. Es ist der bewegliche Geist von
Karl-Heinz Adler - eines konstruktiven Künstlers, wie ihn diese Bewegung braucht,
um neue Wege zu zeigen." (Eugen Gomringer)
Ingrid Adler, 1999
"Adler zeigt in den Medien
des Bildes und der Zeichnung einen nicht allein konkreten, sondern auch konzeptuellen
Umgang mit materiellen Vorgaben. Die fast klaustrophobisch aneinander vorbeischießenden
Raumfluchten, die sich im Bild verändernde und nicht eindeutig festzulegende
Blickpunkte suchen, bestimmen die Divergenz sich gegenseitg aufhebender Vorstellungen,
die unsere eigene Situation besser beschreiben als alle Harmonisierungsabsichten.
Die Bilder von Adler sind zerrissen und durchpflügt von sich gegenseitig in
Frage stellenden Energien, die keinen Konsens finden. Aber es ist nicht die
Spannung dieser Bilder und Zeichnungen, die uns berührt, sondern eher, wie
Georg Karl Pfahler anläßlich einer Ausstellung von Adler in Ravensburg formulierte,
das Gespanntsein dieser Bilder, das uns zum Nachdenken herausfordert".
Dieter Honisch, 1992
"Es ist die Kunst
der Linie, die Karl-Heinz Adler zur Spezialität, zur Erfindung hoch entwickelt
hat und mit welcher er in der konkreten Kunst mit Recht einen einsamen
Rang einnimmt. ...Die Erfindung von Karl-Heinz Adler ist die einer der
anschaulichsten, großräumigsten Gestaltung von Konkreter Illusion, wobei
die Einfachheit des Mittels etwa im Vergleich zum großen Aufwand von Linien
und Farben in der Kunst von Vasarely sehr vorteilhaft ins Gewicht fällt.
Adler überwindet auf elegante, handwerklich korrekte Weise den Zwiespalt
zwischen dem orthodoxen konkreten Verständnis von planer Fläche und räumlicher
Illusion, indem seine Linien durchaus als Gerade oder leicht Gekrümmte
ein Mittel der zweidimensionalen Fläche bleiben und allein durch ihre
Bündelung in einem oder mehreren Zentren in die nächste Dimension geraten.
Überzeugender ist der Ausstieg aus einem tabuisierten Vorstellungsbereich
und der Übergang in einen anderen, weniger zu fixierenden noch kaum
gelungen."
Eugen Gomringer, 1993